Walter: Sardinien 10-14. April 2017

Fähre Sardinien
ein Mordstrumm von einer Fähre

1.     Tag Anfahrt nach Livorno ca 610km

 

Erstmals ging meine Frühjahrstour nach Sardinien. Der besseren Verfügbarkeit der Fähre wegen, habe ich die Fähre ab  Livorno gebucht. Das bedeutete eine ca 150 Kilometer längere Fahrt wie nach Genua. Aber mit der BMW…!??

Um ca 9.45 bin ich losgefahren. Ich habe mich auf eine kühle Fahrt bis zum Bernina eingestellt. Dementsprechend warm verpackt bin los. Nicht vergessen habe ich die Fahrt vom letzten Jahr, als die Anfahrt zum Berninatunnel im Schneetreiben geschehen ist.

 

Doch dieses Mal war alles ganz anders. Traumwetter und auch sehr warme Temperaturen bis zum Tunnel hin. 15 Grad zeigte das Thermometer an. Echt ein Traum zum Fahren!

Die Zeit verflog schnell und schon nach ca 2,5 Stunden war ich in Chiasso. Weiter ging es über Mailand welches ich ca um 12:30 passierte. Danach weiter grad runter Richtung Bologona / La Spezia.

Die Autobahn Richtung La Spezia war echt ein Traum. Wenig Verkehr und viele Kurven durch die Berge waren trotz Autobahn ein Genuss. Fast unbewusst wurden da die Kilometer runtergespult.

Um 15:06 sah ich das erste Mal MARE !!!  in der Nähe von La Spezia. So jetzt nach gefahrenen 520km wurde es langsam zäh. Ich konnte kaum die 80km bis Livorno erwarten. Doch auch diese Strecke ging vorbei und so stand ich ziemlich genau nach 6 Stunden Fahrt (inkl 1 Tankpause mit Landjäger und Brot) um ca. 15.45 im Hafen von Livorno.

Nachdem ich die Lage gecheckt habe, fuhr ich weiter in die Stadt und genehmigte mir dort 2 Bier.

Danach ging es wieder zurück in den Hafen und ich schlug mir die ca 3 Stunden tot, ehe ich um ca 19.45h auf die Fähre rauffahren durfte.

Während der  Warterei habe ich mich mit einem älteren Herren unterhalten der mich angesprochen hat. Er tingelt gerade mit seiner Frau in einem 124.000 Eur teuren Wohnmobil umher.

Er fährt auch eine GoldWing. Darum hat er mich wahrscheinlich angesprochen. Jetzt sitze ich auf der Fähre, schreibe diesen Bericht, mit einer flüssigen Mohren-Unterstützung.

Ich ärgere mich gerade etwas, da ich die GoPro beim Bike vergessen habe. Eigentlich wollte ich checken, ob der Film von der Auffahrt auf die Fähre sinnvoll war….

Morgenstimmung auf Sardinien
Sardinien sagt Guten Morgen

2.   Tag ca. 370km

370km klingen nicht nach viel. Ich war aber doch knapp 9 Stunden nur am Fahren. Das lag vor allem daran, weil heute der erste Offroad-Tag anstand. Aber der Reihe nach…

Nach einer eigentlich guten Nacht auf einer Couch der Fähre (immerhin habe ich ca 8 Stunden geschlafen), war ich schon ganz heiß auf das Fahren. Fotos vom Anlanden der Fähre in Olbia habe ich nicht gemacht, die kennen wir ja schon zur Genüge.

Von Olbia weg habe ich gleich einen Weg Richtung Süden, aber abseits der Hauptstraßen gewählt. Mich erwartete eine gemütliche Strecke mit unendlich vielen Kurven durch um die Zeit noch einsame Dörfer (7.30 Uhr).
Bald machte ich einen Stopp  bei Santa Lucia und schickte meinen lieben daheim einen WhatsApp Morgengruß (BMW vor Palmen).

Danach fuhr ich weiter Richtung Dorgalli, denn ich wollte früh genug ein Hotel finden. Gala Conone hatte ich im Blick. Diesen Tipp habe ich im Internet gelesen.
Die Anfahrt in diese Bucht ist der Hammer! Von Dorgali kommend geht es den Berg hoch, dann durch einen Tunnel durch, ehe sich diese Traumbucht auftut. Über sehr viele Serpentinen geht es runter in das Dorf.


Ich habe gleich einmal ein Hotel gefunden. Cala Luna war der Name. Nicht billig, aber schön und mit einer Traum Aussicht.

 

Mont Olivie
auf dem Gipfel des Mont Olivie

Aber ich blieb nicht lange im Hotel, denn ich wollte ja noch die erste Offroad Etappe machen.
Also fuhr ich die Serpentinen wieder hoch und dann weiter Richtung Oliena.

Eine traumhafte Teerstraße erwartete mich. Ich musste mich echt zurückhalten, um nicht in einen Kurvenrausch zu bekommen (welches sicherlich ein Problem gewesen wäre).

Bei einer der No Name Pässe bog ich ab auf eine Schotterstraße. Über Stock und Stein ging es sicher eine halbe Stunde lange. Am Ende war der Weg fertig. Also wieder retour den Berg hoch. schwitzen, schwitzen und noch mehr schwitzen.

Oben wieder angekommen, fuhr ich die nächste Schotterstraße wieder runter. Bald kam ich an einer Art Bauhof an und konnte mich mit einem deutsch sprechenden Arbeiter unterhalten.

 

Danach fuhr ich noch ein Stückchen weiter den Berg runter. Aber da war auch bald fertig. Also wieder hoch. Ich war echt am Limit mit meinen Fahrkünsten!  Mit dem schweren Trumm durch ausgewaschene Bachbeete durch, oder um umgefallene Bäume herum zeigte mir wirklich die Grenzen auf.


Zurück auf der Hauptstraße tuckerte ich ein paar Kilometer weiter in das Bergdorf Talana. Kurz davor machte ich nach Urzulei wieder ein Abstecher in die Pampa. Ca eine Stunde fuhr ich einen Weg den man eine Straße nicht nennen kann, Steine faustgroß, durch Bachbete durch (aber ohne richtig erkennbaren Weg), und weiter und weiter. Am Ende auf einer grünen Wiese beschloss ich aus Sicherheitsgründen kehrt zu machen. Also wieder die ca 20 km retour über Stock und Stein.
Ich war echt müde!

 

Später bin ich wieder von der Hauptstraße abgebogen. Der Eifer ließ sich einfach nicht unterdrücken. Dies vor allem deshalb, weil ich im Internet gelesen habe, dass auf dem Mont Olivie auf 1372m eine Traum Aussicht herrscht.
Das war auch so! Aber davor sicherlich die brutalste Offroad Strecke die ich in meinem kurzen BMW Leben gefahren bin. 5x wollte ich umkehren, aber der Ehrgeiz…..!


Am Ende stand ich oben und die Aussicht war phantastisch! Aber wie wieder runterkommen??? Ja irgendwie ging es. Und auch innerlich ein rieeeeesengrins, weil ich es geschafft habe!!

 

Danach wollte ich nur noch zurück ins Hotel. Aber das zog sich auch noch etwas und es dauerte noch 2 Stunden bis ich es erreicht habe.
Fazit: 20x durchgeschwitzt, ca 4 Stunden Offroad gefahren, 2x das Motorrad hingelegt, 1x ein Dauergrins im Gesicht!

Oruna
Oruna

3.   3.Tag ca 245km – 5 Stunden

Heute habe ich es mir gemütlicher angehen lassen. Gestern Abend habe ich beschlossen auszuchecken und Richtung Nordwesten der Insel zu fahren (Castelsardo). Meine gewählte Strecke entpuppte ich auch nicht allzu lang. Darum liess ich mir Zeit.

Um 9 bin ich weggefahren. Wieder habe ich die alte Straße genommen . Aber danach ging es kurz Richtung Olbia zurück. Dabei kam ich an einem riesigen Steinbruch für Marmorblöcke vorbei. Riesig deshalb, weil da – soweit ich erkennen konnte – 3 bis 4 Megalöcher waren mit haufenweise Kränen und Baggern drin. Die Arbeiter konnte man in ca 100 Meter Tiefe nur noch als Punkte erkennen. Echt mega!

Bei Orosei bin ich dann Richtung Westen in das Landesinnere gefahren. Über Nuoro ging es dann wieder ins Gebirge. Ich passierte Oruna, eine Stadt auf einem Hügel.

Irgendwo in dieser Gegend blieb ich bei einer historischen Ruine stehen: sie gehen auf sie Nuraghen Kultur zurück, bevor die Römer kamen. Ca 7000 solcher Türme gibt es noch auf Sardinien.

Erst da merkte ich, dass das ganze riesige Areal auch eine Offroadstrecke war. Ich packte die Gelegenheit am Schopf und fuhr für mich die bisher schönste Offroad Abschnitt. Eher alles flach mit wenigen Steinen darin. Vor lauter Gaudi habe ich total vergessen Bilder zu machen. Erst am Schluss als ich wieder zurück fiel mir das ein und ich machte noch ein paar Pseudo-Bildchen.

 

das Pseudobildchen
das Pseudobildchen
Castelsardo
Castelsardo



Eigentlich wollte ich nach Budduso über Pattada direkt Richtung Olschiri durch die Pampa fahren. 

Aber irgendwie spielte das Navi mir einen Streich und ich blieb auf der Hauptstraße. Da praktisch kein Verkehr war, merkte ich das Missgeschick viel zu spät und es rentierte sich nicht mehr umzukehren. Irgendwie war s mir auch wurscht….

So fuhr ich über Olzieri nach Tula und von dort weiter. Auch da gab es Sträßchen, nein eher Wege die richtig Spaß machten zu fahren. Ich kam durch Mini Ortschaften durch. An der Mimik der Leute konnte ich erkennen, wie sie sich fragten, wo der Ausländer mit der Maschinn jetzt herkommt….???

Über Perfugas kam ich bald in Castelsardo an. Ein kleines Städtchen, Anfang 1400 von den Genuesern gegründet. Dominiert wird die Stadt von der alten halb verfallenen Festung auf dem Hügel.


Schnell hatte ich ein nettes Hotel direkt am Meer gefunden (45 EUR nur!!). Leider ist der Saisonstart in dieser Ortschaft noch nicht ganz angekommen. Kaum eine Wirtschaft hatte offen, alles war noch „Chiuso“.
Trotzdem habe ich mit etwas Glück eine kleine Bar fast direkt am Wasser gefunden und schreibe gerade den Bericht.

 

Auch für morgen habe ich die Fahrt schon geplant. Wenig Kilometer Richtung Olbia, aber ich habe geplant praktisch jedes Eck anzufahren. In der Karte sind diese Straßen gar nicht mehr eingezeichnet. Das Navi gibt diese Wege auch nur Preis, wenn ganz nah in die Gegend reinzoomt.
We will see…aber ich habe Zeit, denn die Fähre geht erst um 22 Uhr.

Costa Paradiso
Costa Paradiso ein schönes Fleckchen Erde

4.     Tag ca 257km 7 Stunden aber mit viieeelen Pausen

Auch heute bin ich wieder um 9 Uhr weg.
Ich ging von Anfang die Strecke gemütlich an, denn ich hatte viel Zeit bis Olbia. Daher blieb ich an jeder Ecke stehen um Fotos zu machen, oder bog jede Möglichkeit von der Hauptstrecke ab, um irgendwie in eine Bucht zu gelangen.

So zum Beispiel war einer der ersten Ecken Costa Paradiso. Echt eine Traumplatz. Beim Runterfahren zur Costa habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wie man so eine Ecke entdecken kann?? Ich glaube es ist vom Boot aus geschehen. Anders kann es nicht gewesen sein. Man baut doch nicht zuerst sehr aufwändig eine Straße durch die Felsen, um die Bucht dann zu entdecken??
Ich bin nach einigen Fotos weitergefahren. Immer wieder bog ich links Richtung Meer ab. So z.B. Portobello, Santa Teresa di Galura, Porto Pozzo usw…
 

Irgendwo bei diesen Halts – ich glaube war bei Santa Teresa di Gallura konnte ich nach Korsika rübersehen. Bonivacio war deutlich zu sehen (ja Karin das klingt italienisch, ist aber auf Korsika!!).
Ich habe da kurz mit einem Niederösterreicher geredet, der mit seiner Freundin bereits seit einer Woche auf der Insel unterwegs war.

 

Nahe Porto Pozzo bin ich wieder einmal beim Links einbiegen in ein Surf Mekka geraten. Hunderte Surfer und Kite Surfer waren da. Die meisten aus Süddeutschland und Österreich. Dieser Flecken musste in der Szene wohl sehr bekannt sein. Auch die ganzen Bars, Pubs und Restaurants hatten irgendwie diesen „Szenelook“ (alles easy cheasy, wenn man müde ist, liegt man sich einfach irgendwo hin und schläft, easy life eben).
Ich habe mir das Treiben eine Weile angeschaut und bin dann Richtung Palau weiter. Da bin ich wirklich jedes Eck gefahren welches möglich war:  Copu d‘ Orso, Capo Ferro, Porto Cervo usw…

 

Ich genoss die Fahrerei durch alle Ecken durch und tuckerte so richtig gemütlich Richtung Olbia in den Hafen.

Da traf ich ein paar Steirer die ihre beiden Motorräder samt Frau in einem Bus mitgebracht haben. Den Bus haben sie in Olbia geparkt und waren dann eine Woche mit den Bikes unterwegs.

Kurze Zeit später kamen 2 ältere Herren mit 2 Riesenschiffen angefahren. Die eine war eine Harley,aber eine Art Naked bike und Chopper die ich noch nie gesehen habe. Die Andere eine Monster Triumph. Auch noch nie gesehen. Die beiden Münchner waren auch schon seit Sonntag da.

ca 1 Stunde später eine großer Auflauf: Ein ganzes Rudel Tessiner kam mit Oldtimer Bikes. Alte Beiwagen Maschinen (hautpsächlich BMW) zum Teil aus Armeebeständen, dazwischen drin eine uralte Indian, aber top hergerichtet. Eine BSU bestaunten wir auch.

Danach ging es auf die Fähre (ich als Zweiter überhaupt) und ich bekam praktisch am selben Platz wie bei der Hinfahrt auf der baugleichen Fähre ein feines Plätzchen zum Schlafen.

 

 

5.     Tag ca 610km 5,5 Stunden

Nach einer guten geschlafenen Nacht auf der Fähre (ich glaube ich habe das Ablegen der Fähre gar nicht mehr mitbekommen), bin ich um 6.28h von der Fähre abgefahren. Ich habe den sehr schlechten Wetterbericht gesehen. So hoffte ich, zumindest halbwegs trocken bis zum Berninatunnel zu kommen.
Aber meine Hoffnung bewahrheitete sich nicht. Schon beim Abfahren von der Fähre konnte ich sehen, dass die Straße nass war. So ein Sch….!

Ich versuchte es 70km ohne Regenkombi, dann gab ich aber auf und blieb stehen, um ihn anzuziehen. Nach 15 Minuten hatte ich mich reingeschält.

Also ich weiterfahren wollte, hörte es zu regnen auf. Eine Viertelstunde später kam sogar die Sonne raus! Aber immer noch besser so, wie Regen. Ich blieb aber nicht mehr stehen um mich wieder auszuziehen.

 

Nach sehr entspannter Fahrt kam ich um ca 12.05h zu Hause gesund und munter wieder an!